August 2019
Bericht IÖSTM 2019 - Traunsee
28/08/19 12:32
Die gerade noch Staatsmeisterschaft vom Traunsee
Michael Luschan österreichischer Finn Staatsmeister 2019 am Traunsee
Alles war angerichtet für das große Finnfestival vor Traunkirchen: 70 Starter, wohl mehr Staatsmeisterschaftsteilnehmer als in allen anderen olympischen Bootsklassen zusammen. Die Hälfte davon aus Österreich, der Rest aus den lieben Nachbarländern bis hin zu den Bahamas und auch drei Damen am Start. Dazu ein traumhafter Wetterbericht, Sonne, 30 Grad, leicht gewittrig und lebhafte Winde aus östlicher Richtung von Freitag bis Sonntag – zumindest im Alpenvorland. Dass der Traunstein der Zuströmung der lebhaften Ostwinde aus dem Flachland etwas im Weg steht, gab bereits Anlass zur Sorge.
Macht nichts, Tag eins, Begrüßung durch Clubprominenz und Lokalmatador Gerhard Schwendt, dem gleich an dieser Stelle für die grandiose Organisation der Meisterschaft zu danken ist. Statt Auslaufen gab‘s Kesselheiße und Freibier, es gibt Schlimmeres im Leben. Nach ein paar Stunden Warten und niveauvoller Unterhaltung, wie etwa durch die kurzfristig anberaumte jährliche Klassenvereinigungssitzung oder die Einschulung des Feldes auf die High-Tech Startmaschine des SCT war der Tag vollbracht. Ein gutes Segleressen und kühle Getränke ließen den Tag ausklingen und alle freuten sich auf die noch verbleibenden acht Wettfahrten.
Am nächsten Tag machte Wettfahrtleiter Georg Schöfmann und sein Team alles richtig: Größere Schleppverbände wurden zusammengestellt und man wartete vor Ebensee auf den Wind der dort immer kommt. So war es auch, die ersten beiden Wettfahrten liefen nach klassischem Muster ab, auch wenn der Wind nicht ganz so stark blies wie sonst im Segelgarten Ebensee. Ein guter Start in Lee, erster beim Felsen sein, dann ein paar Wenden um das Feld mit Abwinden zu versorgen und an der richtigen Stelle wieder auf den See hinaus zur Luvtonne abbiegen. Am allerbesten gelang das Michael Luschan, der mit zwei Laufsiegen und beachtlichem Vorsprung damit den Grundstein für seinen Meisterschaftserfolg legte, während andere hoffnungsvolle Titelanwärter bereits gelegentlich im Mittelfeld aufgerieben wurden.
Vorm Start des dritten Rennens flaute der Wind schon bedenklich ab und dort wo es bei den vorigen Rennen so angesagt war, lief nichts mehr. Die Führenden kamen jetzt von rechts, auch die Seemitte ist schön, es müssen nicht immer die Tunnels an der Bundesstraße sein. Das führte zu zwei aufsehenerregenden Erlebnissen, erstens dem historischen Wettfahrtsieg eines Finnseglers aus den Bahamas am Traunsee und zweitens zu einem einzigartigen Tumult an der letzten Leetonne, wo sich fast das ganze Finnflotte wieder zusammenfand. Bis auf ein paar Glückliche am Anfang und Ende des Feldes, schoben sich 50 Finns gleichzeitig im Schneckentempo gegenseitig um die Tonne, machten höflich aber bestimmt auf ihre beklemmende Wegerechtssituation aufmerksam und drifteten dem erlösenden Ziel entgegen. Im abendlichen Drohnenvideo wurde diese Szene sicherheitshalber rausgeschnitten, man zeigte lieber nur den Zieleinlauf.
Vom geplanten vierten Rennen wurde nach kurzer Wartezeit abgesehen, es folgte eine gemeinsame Seerundfahrt nach Traunkirchen und ein vorzüglicher Schweinsbraten im Sonnuntergang auf einer der schönsten Clubterassen Österreichs inklusive großem Tombola-Event.
Die Wettfahrtleitung hatte nun die Wahl einen morgendlichen, aber vermutlich unpopulären Start bei Südwind zu festzulegen oder etwas entspannter wieder auf das Szenario vom Vortag zu setzen. Mit beachtlichem Selbstvertrauen wurde Schleppbereitschaft erst um 9:30 ausgerufen, so konnte man während des schönsten Südwinds frühstücken, sich rennfertig machen, die Boote zu Wasser lassen und nach Ebensee schleppen - wo kein Wind war. Man fieberte der für eine gültige Staatsmeisterschaft dringend notwendigen vierten Wettfahrt eine Zeit lang entgegen und hatte Glück. Gegen Mittag ging’s los, der beste Pfad bei Start und erster Kreuz lag links der Mitte, die tollkühnen Randvarianten vom Vortag waren nicht mehr so angesagt. Doch kurz bevor die Führenden die letzte Leetonne ansteuerten, war der Wind wieder verschwunden. In Luv hatte man noch nicht verkürzen können, da die Mindestwettfahrtdauer noch nicht erreicht war. Somit – des einen Freud, des anderen Leid – Abbruch und längere Wartepause.
Wie durch ein Wunder sprang der Wind kurz vor Ende der regulären Spielzeit (Sonntag 15:00) wieder an und ohne Zögern wurde das finale Rennen gestartet. Einige wenige Verschwörer verweigerten sich dem Herdentrieb der allgemeinen Ansteuerung der Felsen auf der Startkreuz, witterten ihr Glück auf der rechten Seite, wo an besseren Tagen die Kiter zu finden sind. Der Wind hielt ausreichend lange durch, die Wettfahrtleitung zeigte erstmals Nerven, verkürzte und hatte die für eine Meisterschaft so wichtige vierte Wettfahrt im Kasten. Besonders erfreut war der Autor, der sich dank eines Wettfahrtsieges das vornehme Recht erwirkte, diesen Bericht zu schreiben.
Die internationale österreichische Staatsmeisterschaft gewann Vaclav Cintl (CZE 70) mit einer 2/3/3/11 Serie vor Gebhart Zdenek (CZE 4), gleichfalls mit 19 Punkten und den Plätzen 7/7/2/3, was angesichts der schwierigen Bedingungen sehr beindruckend ist. Gesamtdritter wurde Jürgen Eiermann, GER 8 (30 Punkte).
Aus innerösterreichischer Sicht konnte sich Michael Luschan, mit 34 Punkten am vierten Gesamtrang mit einer 1/1/10/22 Serie den Staatsmeistertitel sichern. Eine klare und verdiente Sache und wie sicher allgemein bekannt, nicht zum ersten Mal: der gut informierte Finnsegler weiß, dass Luggi bereits 1984 und 1985 gewonnen hat, übrigens auch am Traunsee. Er war seit seinem Finn-Wiedereinstieg vor ein paar Jahren stets in den Top 3 einer ÖSTM, somit höchst an der Zeit und die zuletzt bei den vielen Bundesligaregatten erworbene Startroutine hat im großen Finnfeld sicherlich auch geholfen.
Vizemeister wurde Gerhard Weinrich nach einer generell starken Saison auf Platz 6 mit 60 Punkten und den Plätzen 29/13/8/10, die Bronzemedaille ging an Markus Schneeberger auf Platz 7 mit 62 Punkten und den Einzelrängen 9/16/36/1, was den Autor sehr freut, da hier die letzte Staatsmeisterschaftsmedaille auch schon einige Jahre zurückliegt und das die erste im so geschätzten Finn ist.
In den Top 20 finden sich aus rot-weiß-roter Sicht dann weiters Bernd Moser (11.), Michael Hoffmann (12.) Thomas Thaller (13.), Michael Gubi (14.) und Gerd Wayrethmayr (16.).
Die Damenwertung entscheid Tina Sperl für sich, vor Roswitha Beranek und Lisa Küppers (GER), was erfreulicherweise bei der Siegerehrung auch ordentlich gewürdigt wurde. Erwähnenswert vielleicht auch noch der seltene Umstand, dass jeder Teilnehmer ein wirklich sehr brauchbares Erinnerungsgeschenk erhielt, das sicher nicht verstauben wird.
Großen Dank an den Segelclub Traunkirchen und die Clubfreunde von Gerhard Schwendt, die eine hochsommerliche und zu Wasser wie zu Lande sehr unterhaltsame Staatsmeisterschaft durchbrachten.
Markus Schneeberger AUT 73
Michael Luschan österreichischer Finn Staatsmeister 2019 am Traunsee
Alles war angerichtet für das große Finnfestival vor Traunkirchen: 70 Starter, wohl mehr Staatsmeisterschaftsteilnehmer als in allen anderen olympischen Bootsklassen zusammen. Die Hälfte davon aus Österreich, der Rest aus den lieben Nachbarländern bis hin zu den Bahamas und auch drei Damen am Start. Dazu ein traumhafter Wetterbericht, Sonne, 30 Grad, leicht gewittrig und lebhafte Winde aus östlicher Richtung von Freitag bis Sonntag – zumindest im Alpenvorland. Dass der Traunstein der Zuströmung der lebhaften Ostwinde aus dem Flachland etwas im Weg steht, gab bereits Anlass zur Sorge.
Macht nichts, Tag eins, Begrüßung durch Clubprominenz und Lokalmatador Gerhard Schwendt, dem gleich an dieser Stelle für die grandiose Organisation der Meisterschaft zu danken ist. Statt Auslaufen gab‘s Kesselheiße und Freibier, es gibt Schlimmeres im Leben. Nach ein paar Stunden Warten und niveauvoller Unterhaltung, wie etwa durch die kurzfristig anberaumte jährliche Klassenvereinigungssitzung oder die Einschulung des Feldes auf die High-Tech Startmaschine des SCT war der Tag vollbracht. Ein gutes Segleressen und kühle Getränke ließen den Tag ausklingen und alle freuten sich auf die noch verbleibenden acht Wettfahrten.
Am nächsten Tag machte Wettfahrtleiter Georg Schöfmann und sein Team alles richtig: Größere Schleppverbände wurden zusammengestellt und man wartete vor Ebensee auf den Wind der dort immer kommt. So war es auch, die ersten beiden Wettfahrten liefen nach klassischem Muster ab, auch wenn der Wind nicht ganz so stark blies wie sonst im Segelgarten Ebensee. Ein guter Start in Lee, erster beim Felsen sein, dann ein paar Wenden um das Feld mit Abwinden zu versorgen und an der richtigen Stelle wieder auf den See hinaus zur Luvtonne abbiegen. Am allerbesten gelang das Michael Luschan, der mit zwei Laufsiegen und beachtlichem Vorsprung damit den Grundstein für seinen Meisterschaftserfolg legte, während andere hoffnungsvolle Titelanwärter bereits gelegentlich im Mittelfeld aufgerieben wurden.
Vorm Start des dritten Rennens flaute der Wind schon bedenklich ab und dort wo es bei den vorigen Rennen so angesagt war, lief nichts mehr. Die Führenden kamen jetzt von rechts, auch die Seemitte ist schön, es müssen nicht immer die Tunnels an der Bundesstraße sein. Das führte zu zwei aufsehenerregenden Erlebnissen, erstens dem historischen Wettfahrtsieg eines Finnseglers aus den Bahamas am Traunsee und zweitens zu einem einzigartigen Tumult an der letzten Leetonne, wo sich fast das ganze Finnflotte wieder zusammenfand. Bis auf ein paar Glückliche am Anfang und Ende des Feldes, schoben sich 50 Finns gleichzeitig im Schneckentempo gegenseitig um die Tonne, machten höflich aber bestimmt auf ihre beklemmende Wegerechtssituation aufmerksam und drifteten dem erlösenden Ziel entgegen. Im abendlichen Drohnenvideo wurde diese Szene sicherheitshalber rausgeschnitten, man zeigte lieber nur den Zieleinlauf.
Vom geplanten vierten Rennen wurde nach kurzer Wartezeit abgesehen, es folgte eine gemeinsame Seerundfahrt nach Traunkirchen und ein vorzüglicher Schweinsbraten im Sonnuntergang auf einer der schönsten Clubterassen Österreichs inklusive großem Tombola-Event.
Die Wettfahrtleitung hatte nun die Wahl einen morgendlichen, aber vermutlich unpopulären Start bei Südwind zu festzulegen oder etwas entspannter wieder auf das Szenario vom Vortag zu setzen. Mit beachtlichem Selbstvertrauen wurde Schleppbereitschaft erst um 9:30 ausgerufen, so konnte man während des schönsten Südwinds frühstücken, sich rennfertig machen, die Boote zu Wasser lassen und nach Ebensee schleppen - wo kein Wind war. Man fieberte der für eine gültige Staatsmeisterschaft dringend notwendigen vierten Wettfahrt eine Zeit lang entgegen und hatte Glück. Gegen Mittag ging’s los, der beste Pfad bei Start und erster Kreuz lag links der Mitte, die tollkühnen Randvarianten vom Vortag waren nicht mehr so angesagt. Doch kurz bevor die Führenden die letzte Leetonne ansteuerten, war der Wind wieder verschwunden. In Luv hatte man noch nicht verkürzen können, da die Mindestwettfahrtdauer noch nicht erreicht war. Somit – des einen Freud, des anderen Leid – Abbruch und längere Wartepause.
Wie durch ein Wunder sprang der Wind kurz vor Ende der regulären Spielzeit (Sonntag 15:00) wieder an und ohne Zögern wurde das finale Rennen gestartet. Einige wenige Verschwörer verweigerten sich dem Herdentrieb der allgemeinen Ansteuerung der Felsen auf der Startkreuz, witterten ihr Glück auf der rechten Seite, wo an besseren Tagen die Kiter zu finden sind. Der Wind hielt ausreichend lange durch, die Wettfahrtleitung zeigte erstmals Nerven, verkürzte und hatte die für eine Meisterschaft so wichtige vierte Wettfahrt im Kasten. Besonders erfreut war der Autor, der sich dank eines Wettfahrtsieges das vornehme Recht erwirkte, diesen Bericht zu schreiben.
Die internationale österreichische Staatsmeisterschaft gewann Vaclav Cintl (CZE 70) mit einer 2/3/3/11 Serie vor Gebhart Zdenek (CZE 4), gleichfalls mit 19 Punkten und den Plätzen 7/7/2/3, was angesichts der schwierigen Bedingungen sehr beindruckend ist. Gesamtdritter wurde Jürgen Eiermann, GER 8 (30 Punkte).
Aus innerösterreichischer Sicht konnte sich Michael Luschan, mit 34 Punkten am vierten Gesamtrang mit einer 1/1/10/22 Serie den Staatsmeistertitel sichern. Eine klare und verdiente Sache und wie sicher allgemein bekannt, nicht zum ersten Mal: der gut informierte Finnsegler weiß, dass Luggi bereits 1984 und 1985 gewonnen hat, übrigens auch am Traunsee. Er war seit seinem Finn-Wiedereinstieg vor ein paar Jahren stets in den Top 3 einer ÖSTM, somit höchst an der Zeit und die zuletzt bei den vielen Bundesligaregatten erworbene Startroutine hat im großen Finnfeld sicherlich auch geholfen.
Vizemeister wurde Gerhard Weinrich nach einer generell starken Saison auf Platz 6 mit 60 Punkten und den Plätzen 29/13/8/10, die Bronzemedaille ging an Markus Schneeberger auf Platz 7 mit 62 Punkten und den Einzelrängen 9/16/36/1, was den Autor sehr freut, da hier die letzte Staatsmeisterschaftsmedaille auch schon einige Jahre zurückliegt und das die erste im so geschätzten Finn ist.
In den Top 20 finden sich aus rot-weiß-roter Sicht dann weiters Bernd Moser (11.), Michael Hoffmann (12.) Thomas Thaller (13.), Michael Gubi (14.) und Gerd Wayrethmayr (16.).
Die Damenwertung entscheid Tina Sperl für sich, vor Roswitha Beranek und Lisa Küppers (GER), was erfreulicherweise bei der Siegerehrung auch ordentlich gewürdigt wurde. Erwähnenswert vielleicht auch noch der seltene Umstand, dass jeder Teilnehmer ein wirklich sehr brauchbares Erinnerungsgeschenk erhielt, das sicher nicht verstauben wird.
Großen Dank an den Segelclub Traunkirchen und die Clubfreunde von Gerhard Schwendt, die eine hochsommerliche und zu Wasser wie zu Lande sehr unterhaltsame Staatsmeisterschaft durchbrachten.
Markus Schneeberger AUT 73